Pfingsten und der Heilige Geist

Pfingsten: die Geburtsstunde der Gemeinde Jesu Christi:
sondern ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch gekommen ist, und ihr werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samaria und bis an das Ende der Erde! (Apg. 1,8)
Der HERR wurde wieder in den Himmel aufgenommen und der Tröster (Beistand, der Heilige Geist) wurde ausgegossen. Das umfassende Ereignis finden wir in Apostelgeschichte 2. Es geschahen Wunder und Zeichen, wie sie zukünftig nicht mehr zu sehen waren. Auch hier gibt es leider unterschiedliche Ansichten in Bezug auf die Gnadengaben (charisma; andere übersetzen Geistesgaben; dabei handelt es sich um Gaben, die der HERR austeilt, ein Akt der Gnade an die Gläubigen) unter Christen. Der Fokus liegt dabei oft auf dem Reden in Sprachen, Heilungswunder und einer Geistestaufe. Man neigt dazu, das vermeintliche Nebensächlichkeiten als erstrangig angesehen werden und verlässt das biblische Fundament, übersieht dabei wichtigeres:das ewige Leben durch unseren Herrn Jesus Christus (Römer 6,23), die größte Gnadengabe die jeder wiedergeborene Christ erhält. Die Gnadengaben, nach denen in Pfingstgemeinden und bei Charismatikern geeifert wird stehen heute nicht mehr im Vordergrund. Zumal sie auch in 1. Korinther 12, 28 als letztes aufgeführt werden. So konnte schon in apostolischer Zeit die geistige Einheit (Eph. 4,3) nicht bewahrt werden.

Allumfassende oder gezielte Ausgießung des Heiligen Geistes

Liegt die Ursache vielleicht auch in einer falschen Interpretation, wie umfassend der Heilige Geist kommen sollte? Einige Ausleger beziehen sich auf Joel 3:
Und nach diesem wird es geschehen, dass ich meinen Geist ausgieße über alles Fleisch; und eure Söhne und eure Töchter werden weissagen, eure Ältesten werden Träume haben, eure jungen Männer werden Gesichte sehen; und auch über die Knechte und über die Mägde will ich in jenen Tagen meinen Geist ausgießen; (Joel 3, 1+2)
Petrus erwähnt ebenfalls diese Stelle aus dem AT bei seiner Predigt an Pfingsten. Wurde der Heilige Geist auf „Alle“ ausgegossen oder muss man auch den Hintergrund seiner Rede berücksichtigen: er sprach zu Juden und erinnerte sie an ein prophetisches Wort was noch zukünftig eintreten sollte, jetzt sich allerdings bei den wahren Gläubigen zeigen sollte.
Ebenso in Vers 5: eine Verheißung die sich auf die Drangsalszeit bezieht aber auch auf die jetzige Gnadenzeit.
Und es wird geschehen: Jeder, der den Namen des HERRN anruft, wird gerettet werden
Handelt es sich dabei um eine prophetische Aussage mit Blick auf Pfingsten?
Vers 5 geht noch weiter: denn auf dem Berg Zion und in Jerusalem wird Errettung sein, wie der HERR verheißen hat, und bei den Übriggebliebenen, die der HERR beruft.
Haben die Bekehrungen der letzten 2000 Jahre alle in Jerusalem auf dem Berg Zion stattgefunden?
Wie so häufig dürfen Bibelverse nicht immer isoliert betrachtet werden. Man muss auch die Verse berücksichtigen, die davor oder danach geschrieben sind.
In Joel 3 lesen wir von den Ereignissen die Israel in der Endzeit und der Wiederherstellung betreffen. Es geht um das zweite Kommen des Herrn in Macht und Herrlichkeit (nicht die Entrückung). Alles Fleisch (Söhne und Töchter) bezieht sich auf das Haus Israel und deren sichtbare Segnungen im Friedensreich.
Natürlich kann ein bußfertiger Mensch mit aufrichtigem Herzen den Herrn um Errettung anflehen (Römer 10,13); es wird in Joel 3 jedoch auch prophetisch auf den zukünftigen gläubigen jüdischen Überrest angewendet.
Alle wahren Gläubige sind durch den Heiligen Geist in die (NT) Gemeinde getauft:
Denn wir sind ja alle durch einen Geist in einen Leib hinein getauft worden, ob wir Juden sind oder Griechen, Knechte oder Freie, und wir sind alle getränkt worden zu einem Geist (1. Korinther 12,13)
und mit dem Heiligen Geist versiegelt (Epheser 1, 13)
Es handelt sich nicht um eine umfassende Ausgießung des Heiligen Geistes auf alles Fleisch, was fälschlicherweise zu einem Missverständnis führen kann (nicht alle Anwesenden in einer Gemeinde haben den Heiligen Geist, es gibt vermutlich in jeder Versammlung Ungläubige und Wiedergeborene) und die Gnadengaben falsch angewendet werden (Reden alle in Sprachen, weissagen alle?).
Der Heilige Geist ist das Unterpfand (2. Korinther 1,22) eines jeden echten Christen und wird nicht mehr von ihm genommen (wie es im AT geschehen konnte); damit verbunden ist eine ewige Heilsgewissheit und Heilssicherheit.