Deutschland steht kurz vor einer vorgezogenen Bundestagswahl. So stellt sich vermutlich mancher (bibeltreue) Christ die Frage, ob er zur Wahl gehen soll oder nicht, wenn ja, welche Partei kann er aus Glaubens- und Gewissensgründen wählen oder einfach nur das kleinere Übel?
Vorab: wir finden diesbezüglich keine direkte Anweisung in Gottes Wort.
Warum? Die Bibel kennt keine demokratische Regierung, sondern ausschließlich Monarchie.
Die Antwort auf die Frage lässt sich für manche Christen gerade in der heutigen Zeit nicht so einfach beantworten: fragwürdige Migrationspolitik, Bedrohung durch Rechtspopulisten, Klimawandel, Gender Idiologie etc. Viele aktuellen Themen beherrschen nicht nur die Nachrichten, polarisieren die Gesellschaft und erobern auch die Kanzeln von Freikirchen. Von dort versucht man teilweise eine biblisch begründbare Haltung zu predigen, die einem eine Wahlentscheidung zum „kleineren Übel“ erleichtern soll.
Demokratie aus biblischer Sicht
Was bedeutet Demokratie?
Demokratie ist eine Regierungsform, in der die Macht vom Volk ausgeht. In einer Demokratie haben die Bürger das Recht, an politischen Entscheidungen teilzunehmen, sei es durch Wahlen, Abstimmungen oder andere Formen der Mitbestimmung.
Eine direkte Anwendung findet man weder im AT noch im AT. Gott setzt Könige ein und setzt Könige ab (Dan. 2,21); er verleiht Königen Macht und gerechte Verordnungen (Sp. 8,15). Inwieweit sich die Machthaber dessen bewusst sind, zeigte sich immer an ihrem ungöttlichen Handeln. Einen Hinweis auf den ersten Versuch demokratischen Handels finden wir in 1. Sam. 6,8: gib uns einen König schrie das Volk! das Volk begehrte einen Herrscher nach ihren Vorstellungen: Saul, schön anzusehen, von stattlicher Gestalt aber nicht nach dem Herzen Gottes. Israel hatte seinen König (den HERRN) verworfen.
Zur Zeit Jesu gab es bei den Römern anfangs die Republik, es konnte ein Senat gewählt werden, später kam es dann unter Augustus zum Kaiserkult. Als Pilatus seine Macht an Christus demonstrieren wollte, er könne ihn vor der Todesstrafe bewahren, antwortete unser Herr: Du hättest gar keine Vollmacht über mich, wenn sie dir nicht von oben her gegeben wäre (Jo. 19,11); Gott handelt und kommt immer zum Ziel!
Können wir bei einer Demokratie auch davon ausgehen, das Gott, wie in der „biblischen“ Monarchie, Könige oder Regierungen absetzt? Bei der Demokratie wählt der Mensch (eine irdische Ausrichtung, nicht von „oben“, Menschen wählen Menschen). Sprichwort: Jedes Volk hat die Regierung, die es verdient, Joseph de Maistre (1753-1821)
Abraham Lincoln: Regierung des Volkes, durch das Volk, für das Volk!
Einigkeit macht stark: Parteien schließen sich zusammen, um gemeinsam das zu erreich, was man allein nicht hofft erreichen zu können. Diesen Gedanken finden wir schon vor der Sintflut (1. Mo. 11,1-9) beim Turmbau zu Babel.
Die Regierungswege Gottes mit dieser Erde
Der erste Mensch Adam sollte über die ihm anvertraute Erde Herrschen und sie bewahren (1. Mo. 1,26). Er verlor die Herrschaft mit dem Sündenfall. Er übergab den Herrscherstab Satan, er wurde zu dem Gott dieser Welt (2. Kor. 4,4; Jo. 12,31; Eph. 2,2). Sie wurde ihm jedoch nur für einen gewissen Zeitraum gegeben (Lk. 4,5-8), von dem allmächtigen Herrscher, dem Herrn der Erde (Ps. 24,1). Gott erwählte sich sein irdisches Volk Israel. Es gab Führer (Mose, Josua), Richter und Könige, die aus diesem Volk hervorgingen. Die meisten jedoch missachteten die Gebote ihres Gottes. Bis zu dem Zeitpunkt des Exils, als Juda nach Babylon weggeführt wurde. Seit diesem Zeitpunkt gibt es keinen König mehr in Israel, die Nationen herrschen. In Daniel finden wir die Beschreibung der 4 Weltreiche. Ihre Herrschaft wird eines Tages beendet durch Christus, der Stein, der das Standbild zerschmetterte (Dan. 2,34); der zweite Adam (1. Kor. 15,45-47). Er ist der Christus (der Gesalbte, der Messias), der eines Tages über diese Erde herrschen wird (Jes. 9,6-7; Matt. 25,31-34; Off. 11,15).
Das Ziel ist eine göttliche Theokratie. Der Wille Gottes regiert über diese Schöpfung. Für überzeugte Demokraten zählt in Wirklichkeit nur eine Frage: Was ist der Wille des Volkes? Der frühere Gedanke: in der Verantwortung vor Gott und den Menschen oder sogar was der Wille Gottes ist, hat in unserer nachchristlichen Gesellschaft keinen Stellenwert mehr und bei fast allen Politikern ist diese Frage irrelevant.
Gottes Aussagen über Politik
Finden sich in der Schrift Aussagen über Politik? Äußerte sich Jesus Christus negativ oder positiv über die Regenten in Rom und deren Macht?
Lk. 13,32: Und er sprach zu ihnen: Geht hin und sagt diesem Fuchs
Der Herr bezeichnet Herodes als Fuchs. Meinte er damit das er besonders schlau wäre? Die jüdische Kultur symbolisiert mit diesem Ausdruck auch Schwäche und Bedeutungslosigkeit.
Diese Passage zeigt, dass Jesus sich nicht von den Drohungen eines irdischen Herrschers einschüchtern ließ. Er war entschlossen, seine Mission zu erfüllen, unabhängig von den Gefahren, die ihm drohten.
Aber Jesus rief sie zu sich und sprach zu ihnen: Ihr wisst, dass diejenigen, welche als Herrscher der Heidenvölker gelten, sie unterdrücken, und dass ihre Großen Gewalt über sie ausüben. (Mk 10,42-45)
Jesus Christus stellt hier das weltliche Verständnis von Macht und Herrschaft auf den Kopf. Während weltliche Herrscher oft ihre Macht nutzen, um andere zu unterdrücken, ruft Jesus seine Nachfolger dazu auf, in Demut zu dienen.
Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist! Und sie verwunderten sich über ihn. (Mk. 12,17)
Mit dieser Aussage betont Jesus die Trennung zwischen weltlichen und göttlichen Pflichten. Er erkennt an, dass es legitime Verpflichtungen gegenüber weltlichen Autoritäten gibt, wie zum Beispiel die Zahlung von Steuern. Gleichzeitig erinnert er daran, dass unsere höchste Loyalität und Hingabe Gott gehören. Diese Lehre fordert uns heraus, darüber nachzudenken, wie wir unsere Verantwortung gegenüber staatlichen Autoritäten und unsere Verpflichtung gegenüber Gott in Einklang bringen. Es ist eine Einladung, unser Leben so zu gestalten, dass wir sowohl gute Bürger als auch treue Nachfolger Christi sind.
Christen als Außerirdische?
Wie stark sind bibeltreue Christen von dem aktuellen Zeitgeschehen beeinflusst? Der Wunsch nach „Recht und Ordnung“ gemäß biblischen Maßstäben bestimmt die Gedankenwelt derjenigen Christen, die sich täglich mit Gottes Wort beschäftigen und nicht mit dem Strom des Zeitgeistes schwimmen. Aber welcher Partei sollte (könnte) man seine Stimme geben? In den aktuellen politischen Debatten geht es ausschließlich um soziale Gerechtigkeit, Wirtschaftswachstum, Migrationspolitik, Klimawandel etc. Wer erhebt seine Stimme gegen die Massentötung im Mutterleib, Erhalt der klassischen Familie, Kinderrechte gehören den Eltern, gegen Sterbehilfe etc. Auch wenn einige dieser Themen von einer Partei aufgegriffen werden, wie steht es mit den restlichen Inhalten des Wahlprogramms? Wie verhält es sich, wenn an der Parteispitze eine Frau steht? Ist ihr das „herrschen“ biblisch nur in der Gemeinde des lebendigen Gottes untersagt (1. Kor. 14,34-35) oder handelt es sich dabei um ein Schöpfungsgebot( 1. Tim. 2,12-15).
Haben auch viele Christen ihre wahre Stellung nicht mehr vor Augen?:
– der wahre Christ ist errettet aus der Finsternis, dem Machtbereich Satans (Kol. 1,13; Gal. 1,4)
– Er ist nicht mehr von dieser Welt (Joh. 17,14)
– Botschafter Christi mit einer himmlischen Berufung und Heimat (2. Kor. 5,20; Phil. 3,20)
– wir warten auf den Christus (2. Petr. 3,10+13; Off. 22,17)
– sollte die Erde unsere Bestimmung (Heimat) sein, wenn der Herr gesagt hat: mein Reich ist nicht von dieser Welt (Joh. 18,36)
Die Gemeinde Jesu Christi soll Christus repräsentieren, ein Salz und ein Licht sein in dieser Welt, die Menschen zu ermahnen: lasst euch versöhnen mit Gott (2. Kor. 5,20)
Resignation? Welche Ziele haben wir als bibeltreue Christen?
- den Herrn Jesus Christus zu lieben und seinem Wort zu gehorchen (Joh. 14,21+23)
- Menschen auf die Notwendigkeit der Bekehrung hinzuweisen (Mk. 16,15; Kol. 4,6)
- allein Gottes Wort als Maßstab für unser Leben
- für die Regierung beten (1. Tim. 2,2), sich unterzuordnen (Röm. 13,1; Tit. 3,1) so wie die Schrift sagt (Apg. 5,29)
- wenn möglich mit allen Menschen in Frieden leben (Röm. 12,18)
- Salz der Erde und Licht der Welt (Matt. 5, 13-16): Werte und Wahrheiten des Evangeliums leben und weitergeben; Als Nachfolger Christi sollen wir durch unser Leben und Handeln das Licht Gottes in die Welt bringen; Diese Metaphern ermutigen uns, aktiv und sichtbar in unserer Welt zu leben, indem wir die Liebe und Wahrheit Jesu widerspiegeln. Sie fordern uns heraus, unser Leben so zu gestalten, dass es einen Unterschied macht.
- das Gute wirken gegenüber allen Menschen (Gal. 6,10)
- seine Wiederkunft zu erwarten
Wie wäre es, wenn Christen sich weniger mit politischen Themen befassen, diskutieren, Partei ergreifen und dem Befehl ihres „Oberhirten“ folgen würden: macht zu Jüngern (Matt. 28, 19-20). Jünger machen Jünger!
Wie würde es in unserer Gesellschaft aussehen, wenn jeder wahre Christ einen Sünder zum Herrn führen würde?
Noch haben wir die Freiheit dazu und dürfen auch dankbar dafür sein. Nutzen wir die Zeit dazu. Christen können die Welt nicht verändern aber sie können (sollen) Sünder zu Christus führen.
Gottes Wille, Macht und Gewalt kommt immer „von oben“.